„Die Verarbeitung des Urschmerzes beruht auf der Hypothese, dass frühkindliche, seelische Schmerzen betäubt oder blockiert sind. Wir agieren, weil wir sie nie verarbeitet haben. Und wir können sie nicht verarbeiten, weil die Mechanismen, die für die Blockierung verantwortlich sind (die Abwehrmechanismen), uns daran hindern, unsere Schmerzen überhaupt wahrzunehmen.“

– John Bradshaw

Das Jetzt betrachten

  • Gibt es in Ihrem Leben Situationen, die wiederkehrend sind und Sie unzufrieden oder gar unglücklich machen?
  • Wünschen Sie sich, in bestimmten Gegebenheiten anders (re)agieren zu können, haben jedoch das Gefühl nicht aus „Ihrer Haut“ heraus zu kommen?
  • Wenn es möglich wäre, was wünschten Sie sich zu verändern?

Diese Ausgangsfragen eröffnen die Möglichkeit, Situationen, die Ihr erwachsenes Ich erlebt und als negativ wahrnimmt, genauer zu betrachten. Es geht zunächst darum zu analysieren, welche Verhaltensmuster wirken und somit immer wieder zum Tragen kommen.

 

Lassen Sie uns das Ganze anhand eines Beispiels durchlaufen …

Eine Frau Mitte 30 suchte Beratung, weil sie sich eine stabile partnerschaftliche Beziehung wünschte, doch keine ihrer Beziehungen aufrechterhalten blieben. Mit der Zeit hatte sie den Eindruck gewonnen, dass dies darin begründet lag, dass sie Beziehungen wiederholt mit den „falschen“ Männern einging.

In den bisherigen Beziehungen hatte sie sich immer ihrem Gegenüber angepasst: Die Hobbys des Anderen wurden ihre, die Wünsche des Anderen standen über den eigenen. Sie passte sich in Beziehungen so stark an, dass sie diese schlussendlich beendete – aus Angst, sich selbst zu verlieren. Schuld daran waren ihrem Empfinden nach die Ex-Partner, die sich nicht genug um ihre Bedürfnisse gekümmert hatten, ohne dass sie ihre Bedürfnisse je hatte äußern können.
Dieses Muster wiederholte sich über viele Jahre und die Beziehungen scheiterten nach immer kürzerer Zeit.

Auf der Suche nach dem inneren Kind: Den Blueprint herausfinden

Die Beobachtung, welche Verhaltensmuster wiederholt zum Tragen kommen, führt uns zu der Frage: Was steckt dahinter? Also begeben wir uns auf die Suche nach Ihrem inneren Kind. Wir begeben uns auf die Suche nach Ihrem Blueprint.

Der Blueprint bezeichnet in diesem Fall die individuelle Grundlage in Form der kindlichen Prägung, die der Mensch erfahren hat und auf welcher sich alles Nachfolgende aufbaut. Um zu erklären, warum Sie immer wieder so handeln, wie Sie handeln, gilt es herauszufinden, was Ihr inneres Kind erlebt hat, welche Mechanismen es entwickelt hat, um ungute Situationen zu überleben und was dieses innere Kind sucht.

An unserem Beispiel betrachtet …

…hieß das, dass wir gemeinsam über die Brücke gingen, die uns in die Kindheit der Frau führte. Dort trafen wir auf ein braves, angepasstes Kind, dessen Vater nicht sehr emotional war. Oft ging es darum, etwas leisten zu müssen, um geliebt zu werden. Vom Vater gab es in dieser Kindheit keine bedingungslose männliche Liebe, keine emotionale Verfügbarkeit und auch keine körperliche Zuwendung. Und da auch beide Großväter früh verstorben waren, existierte keine andere männliche Bindungsperson. Beide Eltern arbeiteten in verantwortungsvollen Berufen, weshalb das Kind früh auf sich gestellt war und lernte, brav und zurückhaltend zu sein, um die Eltern nicht zusätzlich zu belasten. 

Mit diesen Erkenntnissen erarbeiteten wir den individuellen Blueprint ihrer Kindheit und konnten anhand dessen schrittweise erklären, warum sie heute der Mensch ist, der sie ist. Durch ihr heutiges erwachsenes Verhalten schien das Verhalten ihres angepassten inneren Kindes durch. 

Dieses kleine Mädchen war bis heute auf der Suche nach väterlicher Liebe und dem Beweis, dass es, wenn es nur hart genug kämpft, am Ende bestimmt geliebt wird.

Verbindung zum inneren Kind aufnehmen

Indem wir in einem Coaching die Brücke in Ihre Kindheit beschreiten, arbeiten wir Ihren individuellen Blueprint heraus. Wer und was hat Ihre Kindheit wie geprägt? Welche Verhaltensmuster haben Sie warum entwickelt? Welche Ihrer kindlichen Emotionen wirken im Hier und Jetzt? 

Erst wenn wir aufhören, unsere kindlichen Emotionen zu negieren, entsteht eine Bindung zu unserem inneren Kind und der Grundstein für Heilung ist gelegt. Erst wenn Sie anerkennen, dass Sie gelitten haben, können Sie damit beginnen, in einen inneren Dialog zu treten. 

Zurück zu unserem Beispiel …

Mithilfe dieses Blueprints konnten wir jetzt erklären, warum sie Partnerschaften mit Männern einging, die emotional nicht zur Verfügung standen und ihr somit auch nicht wahrhaftig zeigen konnten, dass sie wirklich geliebt wird. Das war ihr vertraut, das kannte sie gut von ihrem Vater. Gleichzeitig war die Wiederholung des Musters extrem schmerzhaft. Denn auch sie als erwachsene Frau ignorierte dieses kleine, einsame Kind in ihr, das so dringend nach Liebe suchte. Deshalb machte sie wieder und wieder die Erfahrung, am Ende nicht gut genug für die Liebe eines Mannes zu sein.

Im Coaching-Prozess konnten wir anschließend damit beginnen, eine Verbindung zu ihrem inneren Kind aufzubauen. In diesem Schritt ging es darum anzuerkennen, dass es ihr als Kind nicht gut ging. Es ging nicht darum, die Eltern zu bewerten, sondern sich einzugestehen, dass sie unter den familiären Bedingungen gelitten hatte und sich auf der Suche nach Liebe und Bindung einsam gefühlt hatte.

In Dialog mit dem inneren Kind treten

Mittels verschiedener Übungen ist es nun möglich, gedanklich an die Orte zu gehen, an denen der Urschmerz entstanden ist. Als erwachsener Mensch haben Sie nun endlich die Chance, einen Dialog mit Ihrem inneren Kind aufzunehmen und diesem die Zuwendung zu geben, die es so dringend braucht. Sie selbst haben die Fähigkeit, diesem Kind zu sagen, dass es geliebt wird und wertvoll ist. Sie können ihm erklären, was es in der Kindheit nicht verstanden hat.

Dies ist nämlich Ihre Aufgabe. 

 

Auch diesen Schritt betrachten wir an unserem Beispiel … 

Das innere Kind dieser Frau musste von der inneren Erwachsenen hören, dass es geliebt und angenommen ist, so wie es ist. Dass es ein Geschenk ist, dass es auf die Welt gekommen ist.

Dass die Erwachsene, die sie heute ist, die Kleine niemals verlassen wird und immer für sie da sein wird. Dass sie ihre Bedürfnisse äußern und befriedigen darf und sie dafür so viel Zeit bekommt, wie sie braucht. Sie musste von der Erwachsenen hören, dass sie als kleines Mädchen nicht die Verantwortung dafür hat, dass es dem Papa oder der Mama gut geht. 

Diese Übungen eröffnen die Möglichkeit, das innere Kind zu heilen und im Kontakt mit ihm zu sein. Wenn Ihr inneres Kind verstanden hat, dass es endlich nicht mehr allein ist, gesehen und wichtig ist, kann es sich in Ihnen beruhigen und muss sich im Umgang mit anderen nicht mehr so laut bemerkbar machen. Wenn das passiert, dann können Sie in zwischenmenschlichen Beziehungen als erwachsener Mensch teilhaben und somit besser auf die eigenen, aber auch auf die Bedürfnisse des Gegenübers eingehen.

Mehr dazu, welchen Einfluss die Heilung unseres inneren Kindes auf unser Leben nimmt, folgt im 3. Teil der Serie

Ihre Manja Neundorf

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