Im Oktober 2022 hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, 5 Tage in einem Schweigehotel zu verbringen. In der rauen, wunderschönen Umgebung der Nordsee erlebte ich, was in den raren Momenten passiert, in denen meine Gedanken mal nicht auf etwas in der Zukunft oder Vergangenheit gerichtet sind. Ich nahm meinen Körper plötzlich sehr bewusst wahr und durchlebte Gefühle, die augenscheinlich bereits eine Weile darauf gewartet hatten, gefühlt zu werden. Ich gelangte in einen Zustand der inneren Ruhe. Und dann musste ich wieder nach Hause …

Die eigentliche Arbeit entsteht bei der Rückkehr

Nach diesen 5 Tagen, in denen ich mit niemandem gesprochen hatte, in denen ich viel gelesen und ab und an meditiert hatte, in denen ich täglich am Meer spazieren war und ohne jede technische Ablenkung gelebt hatte, wollte ich nicht mehr weg. Ich dachte: Nach dieser so intensiven und kostbaren Zeit wieder nach Hause zu kommen, das wird komisch. Ich fuhr los und beobachtete, wie sich in mir Erwartungen an das, was jetzt passieren würde, aufbauten. Ich stellte mir vor, wie es wohl sein würde, wieder in meiner Heimatstadt anzukommen, in meinem Zuhause zu leben, meinen Alltag aufzunehmen, zu arbeiten.

Was passiert, wenn ich jetzt nach Hause komme? Was wird anders sein? Wie wird sich all das anfühlen?

So verbrachte ich die Heimreise unbewusst und gefüllt mit all diesen Gedanken – Gedanken an Zukunftsperspektiven. Zurück in Magdeburg merkte ich sehr schnell, dass sich keine meiner Erwartungen erfüllte. Die Stadt erschien mir furchtbar laut. Und obwohl ich eine so prägende Entdeckungsreise mit meinem Selbst erfahren hatte, musste ich feststellen, dass ich mich nun – zurück im Alltag – sehr schnell wieder von dem entfernte, was ich dort gelernt hatte.

Reset

4 Wochen später war ich zurück im Retreat an der Nordsee. Dieses Mal entschied ich mich erneut für das Schweigen, doch ich las weitaus weniger und nahm an allen 6 Meditationen teil, die am Tag angeboten wurden. Während dieser Zeit nahm ich meinen Körper sehr bewusst wahr. Und da gab es Momente, in denen ich an nichts dachte: Momente des tiefen Friedens und Urvertrauens an das Leben. Mir wurde auf einer neuen Ebene bewusst, wie absolut ungesund die Kommerz- und Konsumwelt für uns ist. Eine Welt, die uns permanent suggeriert, dass es uns an etwas mangelt. Ich brauche noch diese eine Sache, dann geht es mir gut, dann bin ich glücklich. Und währenddessen verpassen wir die Momente, in denen wir tatsächlich glücklich wären. In diesen Tagen im Schweigehotel, in denen ich keinem Anspruch gerecht, keiner Ablenkung nachgehen und keinem vermeintlichen Mangel entgegenwirken musste, fühlte ich mich glücklich.

Doch wie kann ich solche Momente außerhalb dieses Schutzraumes in meinem Alltag leben? Wie schütze ich diese Erkenntnisse in einer Welt, in der ich arbeite, Miete zahlen muss, ein Smartphone nutze und Konsumentin bin?

Erkenntnisse aus meinen Tagen im Schweigehotel

Natürlich können wir uns dieser Welt nicht oder nur vorübergehend entziehen. Aber was wäre, wenn wir es alle schaffen würden, uns zu fragen: Wie geht es mir eigentlich gerade? Was brauche ich in diesem Moment? Was wäre, wenn wir uns alle mit einem ehrlichen und liebevollen Blick uns selbst zuwenden würden? Ich denke, wir würden lernen, dass wir alle viel weniger bräuchten – weniger Konsum, weniger von anderen Menschen. Weil wir uns selbst ganz viel von dem geben könnten, wonach es uns bedarf.

Meine Selbsterfahrung im Schweigehotel hat vieles in mir bewegt:

  • Ich versuche nun häufiger spazieren zu gehen – ohne Ablenkung durch Kopfhörer.
  • Ich versuche jeden Tag mindestens 10 Minuten für mich selbst zu finden, um zu fragen: Wie geht es mir gerade? Was sagt mir mein Körper in diesem Moment? Wo bin ich gerade und wie fühlt sich dies an?
  • Ich versuche Entscheidungen bewusst zu treffen: Mit wem verbringe ich Zeit? Wem höre ich zu? Was führe ich meinem Körper zu?
  • Ich versuche mich immer wieder selbst zu erwischen: Welche Erwartungen habe ich? Warum habe ich sie? Was will mein Ego damit? Ist es tatsächlich wichtig für mein Leben?
  • Ich versuche, widerstandslos und urteilsfrei die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind – mit dem Wissen, dass es nicht so kommen wird, wie ich es mir in meiner Zukunftsperspektive vorstelle und dass sowieso nichts anhält, sondern alles vorübergeht.

Mit der Erkenntnis, dass wir uns selbst durch Widerstände, Urteile und dem festen Glauben daran, dass Gefühle und Zustände anhalten, unglücklich machen, versuche ich mein wirkliches, echtes Leben im Bewusstsein vom Hier und Jetzt wahrzunehmen. Jeden Tag.

Ihre Manja Neundorf

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