„Frieden heißt: Es darf gewesen sein.
Abschied heißt: Es war.“
– Bert Hellinger
Beim Thema Trauer denken viele sofort an den Verlust eines Menschen durch den Tod.
Ich möchte Trauer ein wenig weiter fassen, denn in Coachings stelle ich immer wieder fest, dass Trauer ein Prozess ist, der in vielen Situationen unseres Lebens greift, ohne dass es bewusst wahrgenommen und durchlebt wird.
Was sind Anlässe, die einen Trauerprozess benötigen? Die Trennung von einem Arbeitgeber nach vielen Jahren, die Trennung von einer Partnerin oder einem Partner oder das Auseinandergehen einer Freundschaft, all dies können Anlässe für Trauer sein und auch bei diesen Anlässen gilt es, die Phasen der Trauer zu durchlaufen.
Wie sehen die Phasen der Trauer aus?
1. Phase „Nicht-Wahrhaben-Wollen“
In dieser Phase können Sie noch nicht verarbeiten, was passiert ist.
So unterschiedlich die Anlässe für einen Trauerprozess sind, so unterschiedlich können auch die Phasen verlaufen. Es kann ein schleichender Prozess der innerlichen Kündigung sein oder Sie merken in einer Partnerschaft, wie Sie sich mehr und mehr von Ihrem Gegenüber distanzieren und es kann natürlich auch sein, dass der Tod eines geliebten Menschen Sie in einen Schockzustand versetzt.
Fakt ist, in dieser Phase verdrängen Sie Gefühle und können diese nicht zu lassen. Umso länger diese Phase anhält, umso schwieriger kann es werden, an Ihre Gefühle heranzukommen. Dauert eine Nicht-Wahrhaben-Wollen-Phase zu lange an, meldet sich der Körper mit physischen Symptomen wie etwa Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Unruhe oder Schlafstörungen. Wenn Sie also die ersten körperlichen Symptome wahrnehmen, könnte es an dieser Stelle wichtig sein, sich Hilfe zu suchen, um einen Übergang in die zweite Phase zu finden und in dieser gut begleitet zu werden.
2. Phase „Aufbrechende Emotionen“
In dieser Phase gilt es, in einem geschützten Umfeld Platz für Ihre Gefühle zu machen. Denn Wut, Zorn, Schmerz, Schuld, Traurigkeit gilt es in dieser Phase freizusetzen und zuzulassen. Es ist wichtig, dass Sie sich Ihrer Gefühle bewusst werden, Sie zulassen und durchleben. Je nachdem, wie Sie geprägt worden sind und wie Sie in Ihrer Kindheit gelernt haben, mit Gefühlen umzugehen, kann dies ein leichter oder schwieriger Prozess sein, aber suchen Sie sich dafür einen geschützten Raum.
Wenn Sie Wut und Zorn spüren, kann es auch sein, dass Sie ungerecht gegenüber anderen werden. Sortieren Sie erst Ihre Gefühle, erforschen Sie, was hinter ihnen steckt und erst dann entscheiden Sie, was Sie mit Ihrem Gegenüber besprechen möchten und welche Anteile Ihres Prozesses nur für Sie wichtig sind.
Ihre Gefühlswelt zu offenbaren, öffnet den Weg der Empathie allerdings nur, wenn Sie sich gut erklären können, denn in Wut oder Zorn sagen Sie vielleicht Dinge, die Sie nicht zurücknehmen können. Erst sortieren, dann sprechen.
3. Phasen „Suchen und Sich-Trennen“
In dieser Phase gilt es, sich konkret mit Menschen, Orten, Erlebnissen und Erinnerungen auseinanderzusetzen, die in diesem Abschiedsprozess wichtig sind. Vielleicht gibt es diesen einen Menschen im Unternehmen, dem Sie sehr dankbar sind und von dem Sie sich persönlich verabschieden müssen. Vielleicht gibt es diesen einen Ort, an dem Sie immer mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner waren, den Sie nochmal besuchen müssen.
Ihre Gefühle haben Sie in dieser Phase schon sortiert, jetzt geht es um das Abschiednehmen. In Frieden zu sagen: „Das darf gewesen sein.“ Ein Abschiedsritual für sich zu finden, ist wichtig. Diese Phase ist eine sehr persönliche Reise, denn nur Sie wissen, was Ihnen wichtig ist und bleibt und was Sie gehen lassen können oder müssen. Loslassen darf leicht sein, aber wenn Sie die zweite Phase überspringen, wird loslassen fast unmöglich.
4. Phase „Neuer Selbst- & Weltbezug“
Neue Lebensziele setzen. In dieser Phase gilt Dankbarkeit für das, was war und alles Positive mitzunehmen in eine neue Phase. Durch Ihren Trauerprozess haben Sie Dinge über sich gelernt und können neue Pläne gestalten, ohne dass Ihnen unverarbeitete Gefühle im Weg stehen.
Sie nehmen das Gute mit. Sie werden sich ent-wickelt haben von Dingen, die Sie dann ablegen können.
Trauer ist kein leichter Prozess, aber er bietet die Chance, etwas über sich selbst zu lernen. Trauen Sie sich und nehmen Sie Ihre Trauer als Arbeit an. Suchen Sie sich an der Stelle Hilfe, an der Sie allein nicht weiterkommen.
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