„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.”

— Paul Watzlawick

WhatsApp, Wire, Threema, Signal, Facebook, Instagram in den letzten Jahren haben sich viele neue Wege gefunden um miteinander zu kommunizieren. Ich erlebe in Coachings aber zunehmend die Missverständnisse, die diese Wege der Kommunikation mitbringen.

Neue Kommunikationsmedien – neue Wege sich misszuverstehen 

Coachees analysieren Nachrichten, die Zeit bis die Nachricht gelesen wird, die Zeit bis die Antwort erscheint und die Antwort wird in viele Richtungen analysiert.

Sie interpretieren Statusmeldungen und hören oder lesen Botschaften die „zwischen den Zeilen“ stehen.

Ich höre Coachees sagen: „Ich lese da schon, dass er eifersüchtig ist, also mag er mich ja.“ oder „Wenn ich Ihr wichtig wäre, dann würde Sie nicht ihr Facebook Profilbild erneuern, obwohl es mir schlecht geht“ oder „Er hat die Nachricht gelesen und antwortet nicht, weil ich ihm egal bin“

Diese Situationen sind in der derzeitigen Kommunikationslandschaft normal und passieren häufig. Sie können aber zu intensiven Gedankenkreisen führen. Wenn Sie in einer Phase sind in der Sie sich nicht gut fühlen, vielleicht angespannt oder unsicher sind, können sich diese Gedankenkreise weiter und weiter ins Negative steigern, bis Sie sich am Ende einsam oder traurig fühlen.

Ich darf Sie also einladen diese Gedankenkreise früh zu stoppen und möchte Ihnen zwei Aspekte an die Hand geben, die Ihnen helfen können.

1. Aspekt der Kommunikation

Es gibt eine Theorie des amerikanischen Psychologen Albert Mehrabain zu den verschiedenen Aspekten der Kommunikation. In Trainer- und Coach-Kreisen wird seine Theorie häufig vereinfacht dargestellt: 7% unserer Kommunikation sind Worte 38% sind Stimme und Tonfall und 55% Körpersprache. Mehrabain hat in seiner Forschung allerdings die Wichtigkeit der einzelnen Elemente analysiert und sie in ein Verhältnis zueinander gesetzt.

So ist nach seinen Ergebnissen die Stimme 5,5x wichtiger als das Wort, womit wir bei 7% zu 38% wären. Und die zweite Erkenntnis ist, dass die Körpersprache 1,5x wichtiger ist als die Stimme und damit wären wir bei 38% zu 55%.

Ein Beispiel: Jemand baut sich vor Ihnen mit einer aggressiven Körperhaltung auf und spricht mit Ihnen in einer sehr lauten, aggressiven Stimme, sagt Ihnen aber, dass Sie heute hübsch aussehen. Sie werden dieses Kompliment nur sehr gering wahrnehmen können. Oder stellen Sie sich vor Ihre Partnerin/ Ihr Partner begrüßt Sie mit einem großen Lächeln, nimmt Sie in den Arm, schmiegt sich an Sie und flüstert Ihnen mit einer warmen sexy Stimme ins Ohr : „Liebling ich habe einen Kratzer ins Auto gefahren.“

Wenn Sie nun diese Erkenntnisse drehen, bedeutet es überspitzt gesagt, dass Sie in einer geschriebenen Nachricht nur den unwichtigsten Teil der Nachricht erhalten. Ihnen fehlen die Informationen der Stimmlage die 5,5x wichtiger sind und die Informationen der Körpersprache die noch 1,5x wichtiger sind als die Stimme.

Stellen Sie sich vor Sie haben ein neues Buch gekauft, dieses hat 100 Seite, Sie können die ersten 7 Seiten lesen, danach ist alles geschwärzt. Auf diesen 7 Seiten finden Sie den Titel, den Herausgeber, das Inhaltsverzeichnis, das Vorwort und die erste geschriebene Seite des Buchs. Könnten Sie das Buch beurteilen? Ohne die Einführung der Figuren gelesen zu haben oder die Wendungen im Mittelteil oder das Ende? Nein? Vielleicht fällt es Ihnen dann auch beim nächsten Mal leichter eine WhatsApp Nachricht nicht zu beurteilen, denn diese ist auch nur 7 Seiten von 100.

2. Aspekt der Kommunikation

Paul Watzlawik sagt, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt hat und dass der Beziehungsaspekt immer den Inhaltsaspekt bestimmt.

Es ist also wichtig sich bewusst zu machen, wie ist grundsätzlich die Beziehung zu der Person, mit der ich kommuniziere.

Wir (über)interpretieren geschriebene Nachrichten von Menschen die wir schätzen. Nachrichten von Menschen bei denen wir sicher sind, dass Sie uns schätzen (über)interpretieren wir nur selten.

Wenn Sie also beginnen jedes Wort, jeden Status, jeden doppelten Haken auf die Goldwaage zu legen, nehmen Sie sich kurz die Zeit sich zu fragen, was steht unserer guten Beziehungsebene eigentlich gerade im Weg?

Einer der schwierigsten Aspekte von Liebeskummer ist die Unsicherheit der Beziehung. Wenn Sie glücklich verliebt sind lesen Sie jede Nachricht mit einer rosa Brille. Kommt Unsicherheit in den Beziehungsaspekt können geschriebene Nachrichten, das Warten auf Nachrichten, das Interpretieren von Nachrichten zu einer Tortur werden. Es kann Ihnen also passieren, dass Sie insgeheim auf eine Nachricht warten die Ihre Beziehungsebene stärkt oder klärt. Aus meiner Erfahrung werden Sie dies nur selten in einer geschriebenen Nachricht bekommen bzw. ist die Gefahr der Projektion von etwas, dass nicht da ist sehr hoch.

Im besten Fall können sie die Beziehungsebene in einem persönlichen Gespräch klären, dass kostet Mut, löst aber viele Kommunikationsspannungen in Luft auf. Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung zu erkennen, in der die Menschen zunehmend Schwierigkeiten haben ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht zu führen, da wir es durch die neuen Wege der Kommunikation schlicht seltener üben und es nach und nach verlernen.

Sollte es also nicht möglich sein, so ein Gespräch mit Ihrem Gegenüber zu führen, kann es Ihnen Erleichterung bringen, sich der Beziehungsebene bewusst zu werden und die Nachricht nochmal zu lesen und sich dabei Folgendes vorzustellen: Sie haben eine tolle, gute Beziehung zueinander. Sie werden spüren, dass diese Übung hilft, das Gedankenkarussell zu stoppen oder es langsamer werden zu lassen.

Meine zwei Empfehlungen im Umgang mit den neuen Wegen der Kommunikation sind also:

Wenn Sie für sich wichtige und/oder emotionale Dinge kommunizieren möchten, sollten Sie in die persönliche Kommunikation gehen, denn sonst verlieren sie 93 Seiten des Buches. Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ist es wert geübt zu werden. Stehen Sie zu sich und dem was Ihnen wichtig ist.

Und Kommunikation wird immer leichter, wenn Ihre Beziehung zueinander klar und offen ist. Es kann sich also lohnen einen Schritt zurück zu gehen, die Beziehung in einem persönlichem Gespräch mit allen 100 Seiten zu klären, um dann mit Leichtigkeit und Freude alle tollen neuen Wege der Kommunikation zu nutzen.

Ihre Manja Neundorf

Sind Sie bereit für den ersten Schritt Ihrer Veränderung?
Ich freue mich darauf, Sie zu begleiten.

Lust auf mehr?

Beziehungs-Kompass Retreat – Ein Tag für deine Beziehungen

November 5th, 2024|

In der heutigen schnelllebigen Zeit ist es wichtiger denn je, sich einen Moment der Ruhe und Reflexion zu gönnen, besonders wenn es um unsere Beziehungen geht. Mein eintägiges Retreat „Beziehungs-Kompass“ bietet dir die