Wenn menschliches Verhalten kontextabhängig ist, bedeutet dies, dass das Verhalten eines Coachees nicht ausschließlich durch seine Persönlichkeit beeinflusst wird, sondern auch davon abhängig ist, in welchem System der Coachee agiert.

Systemisches Coaching bedeutet immer eine ganzheitliche Betrachtung des Coachees

Um die Möglichkeiten und Ansätze für den Coaching-Prozess zu erfassen, sollten die einzelnen Elemente und Faktoren betrachtet werden, die das soziale System des Coachees prägen.

  1. Personen: zunächst ist immer der Coachee Teil des sozialen Systems. Die Geschichte, das Wissen, die Ziele und die Überzeugungen des Coachees sind ebenso wichtig, wie die der Personen, die mit zum System gehören und wichtig sind in Bezug auf das Anliegen des Coachees.
  2. Subjektive Deutungen: Jede Person im System hat andere Annahmen und Interpretationen von Situationen. Was denke ich? Was denken die anderen?
  3. Soziale Regeln: Welche Regeln bestimmen bewusst und auch unbewusst das Miteinander im System? Welche Regeln im System sind wem bekannt? Hat jeder im System die gleiche Auffassung dieser Regeln?
  4. Interaktionsstrukturen: Wie wird in dem System interagiert und kommuniziert? Welches Verhalten, verstärkt sich wechselseitig?
  5. Die Entwicklung: Was ist die Geschichte der Situation? Welche Veränderungen gab es? Soll die Situation, so wie sie ist erhalten bleiben? Wohin sollte eine mögliche Entwicklung gehen?
  6. Die Systemumwelt: Was sind die identitätsstiftenden Gemeinsamkeiten des Systems und wo grenzt sich das System von anderen ab?

Beispiel Patchwork-Familie (und wieso diese Konstellation wichtig für das systemische Coaching ist)

Ein Coachee lebt in einer Patchwork-Situation. Der Coachee kommt mit dem Anliegen, die Paarbeziehung zu stärken. In diesem Fall, wird es nicht ausreichen die reine partnerschaftliche Beziehung zwischen diesen beiden Menschen zu betrachten, denn zu diesem System gehören die Kinder und auch die jeweiligen leiblichen Mütter und die leiblichen Väter dieser Kinder.

Eine Stärkung der Paarbeziehung gelingt häufiger, wenn man alle Ziele und Überzeugungen aller Personen im System mitbetrachtet und würdigt.

In diesem Familiensystem wirken die verschieden sozialen Regeln von 3 bis 6 Erwachsenen. Sollte ein Coachee den Wunsch haben, eine seiner sozialen Regeln zu ändern, ist es wichtig zu betrachten, ob dies zu Konflikten mit anderen Regeln in diesem System führt.

Menschliches Verhalten hängt immer vom Kontext ab und wird im systemischen Coaching immer mit betrachtet

Um die Paarbeziehung des Coachees zu stärken, muss auch betrachtet werden, wie ist diese Patchwork-Situation entstanden, gab es eine vorausgehende Affäre oder waren alle Beteiligten klar getrennt? Gibt es vielleicht beteiligte Personen, die sich ein Ende der Paarbeziehung wünschen, um wieder selbst in eine Partnerschaft mit dem Coachee treten zu können und wie entwickeln sich die einzelnen Elternbeziehungen zueinander, wenn sich die Paarbeziehungen verändern?

Egal wie komplex eine Patchwork-Situation am Ende wird, das Wohl der Kinder sollten dabei alle im Blick haben. Aber auch hier gilt, haben alle die gleichen Werte und Vorstellungen vom Kindeswohl?

Sie merken, die Situation ist komplex und genau das meint Grundsatz 1 des systemischen Coachings. Menschliches Verhalten hängt vom Kontext ab und umso komplexer dieser ist, umso komplexer und komplizierter wird die Analyse des menschlichen Verhaltens und der möglichen Lösungen. Es gibt dann häufig keine leichten oder einfachen Antworten.

Ihre Manja Neundorf

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